MENÜ

Lena, ein Schuljahr in Kapstadt

Ein Land, das meine zweite Heimat wurde

Schon seit Juli lebe ich als Austauschülerin, von KulturLife in Südafrika. Seit vielen Jahren war für mich klar, dass ich ein Jahr ins Ausland gehen möchte. Als es dann um die Entscheidung ging welches Land, war für mich sofort klar Südafrika. Warum Südafrika haben mich viele Leute gefragt. Ich konnte es nie richtig begründen, aber dieses Land war für mich schon immer faszinierend. Seine Landschaft, seine Rechte, schwierige Vergangenheit, seine Menschen bis zu den vielen Kulturen und Sprachen. Ein Jahr dort zu leben und das Land mit seinen Erwartungen auf mich wirken zu lassen, war mein Traum.

Seit 10 Monaten lebe ich hier mit meiner Gastfamilie in einem Vorort nördlich von Kapstadt. Meine Gastfamilie hätte nicht besser zu mir passen können. Mit einem Gastbruder, 3 Hunden und richtig coolen Gasteltern, ist es hier schon wie zuhause. Zwischenzeitlich bin ich nicht mehr die deutsche Austauschschülerin sondern die deutsche Tochter oder Schwester.

Als Familienmitglied habe ich natürlich auch meine Aufgaben im Haus. Zum Beispiel Hunde füttern oder Geschirr spülen.

Einmal in der Woche gibt es in meiner Gastfamilie einen südafrikanischen Braai (Südafrikanisches Barbecue). Meistens ist mein Gastvater der Chef am Grill und wir Frauen versuchen unsere Künste in der Küche. Unter der Woche sind wir am Abend meistens zuhause und gucken Fernsehen, nebenbei erzählt natürlich immer jeder von seinem Tag, was meistens total lustig und auch interessant ist. An Weihnachten saßen wir, zum Beispiel, bei 35 Grad im Pool und hatten eine Familienparty bei uns zu Hause. Richtig komisch war es dann als wir im Supermarkt waren und Jingle Bells lief und man sich draußen kaum vor Hitze halten konnte.

Unter der Woche geh ich von Montag bis Freitag in die Schule. Ungewohnt war für mich am Anfang die Schuluniform und der Unterricht auf Englisch, doch an das hab ich mich ziemlich schnell gewöhnt. Das Schulsystem in Südafrika ist anders als in Deutschland. In Südafrika wählt man in der 10ten 7 Fächer, die man dann auch bis zu der 12ten, der Abschlussklasse, hat. Mathe, Englisch, Life Orientation und Afrikaans sind Pflicht. Ein ganz normaler Schultag beginnt um 8:00 Uhr und endet normallerweise um 14:30. Nach jeder Stunde wechselt der Schüler den Raum, nicht wie in Deutschland der Lehrer. So hat jeder Lehrer seinen eigenen Raum. In den Pausen sitzen meistens nur die Mädchen von jedem Jahrgang zusammen und die Jungs findet man auf dem Fußballfeld.

Einmal in der Woche ist Assembly, da versammelt sich die ganze Schule in der Schoolhall. Normalerweise beginnt eine Assembly mit dem Schulsong und endet mit der südafrikanischen Nationalhymne. Ansonsten werden Ereignisse der vergangenen und kommenden Woche verkündigt sowohl wie die Sportergebnisse der Spiele vor der vergangen Woche.

Sport spielt in Südafrika eine große Rolle. Nach der Schule ist eigentlich fast jeder Schüler mit verschiedenen Aktivitäten beschäftigt. Viele haben Societies oder Sport. Sport macht mir viel Spaß, da ich es zusammen mit meinen Freunden mache und wir immer viel Spaß dabei haben. Im Sommer hab ich Softball gespielt und im Winter spiele ich Netball und Fußball. Interessant wird der Sport vor allem sobald man Matches gegen andere Schulen spielt.

Am Wochenende bin ich meistens unterwegs. Entweder erkundige ich Kapstadt oder mach was mit meinen Freunden. In Kapstadt gibt es immer was zu tun. Greenmarket, Tafelberg, Waterfront, durch die Stadt bummeln oder im Straßencafe den singenden Frauen zu hören. Wenn ich was mit meinen Freunden mache, dann fahren wir meistens zum Strand, gehen shoppen, ins Kino oder sie ergeben sich mit mir den Tafelberg zu besteigen.

Am Sonntagabend geh ich normallerweise in die Kirche, in den Teenservice. Dort treff ich meistens meine Freunde und lern gleichzeitig auch neue Jugendliche kennen. Religion spielt in Südafrika eine große Rolle. Als ich das erste Mal im Teenservice war, war ich total überrascht von dem welche Lieder die singen. Am Anfang jedes Gottesdiensts, findet wie so ein kleines Rockkonzert statt, der einzige Unterschied sind, es sind Kirchenlieder. Die Kirche an sich bemüht sich viel mehr, dass die Jugend mit Gott in Verbindung tritt und mehr über den Glauben erfährt. Doch das ist noch nicht alles, wir, die Jugend vom Teenservice, helfen den Armen von dem nah gelegenen Township.

Mittwochs geh ich normallerweise in eine Life Group, was mehr oder weniger wie eine Jugendgruppe von der Kirche aus ist. Dort treffen wir uns bei dem Leader, der Life Group zuhause und dann reden wir über Gott. Das schöne ist, dass die die Bibel mit dem Leben verbinden und so kann man das auch alles besser verstehen. Am Ende wird noch immer gebetet.

Kirche in Südafrika macht einfach Spaß, nicht nur wegen dem Gottesdienst, sondern weil man auch neue Freundschaften schließt und einen Platz der Ruhe findet.

Auch besuche ich regelmäßig ein Kinderheim in einem Township namens Mitchells Plain. Als ich dort das erstmal ankam war ich total mitgenommen. Alle Kinder kamen sofort auf mich zu gelaufen und wollten mit mir spielen. Haben mir ihr Zimmer gezeigt, oder irgendwelche Bilder, die sie gemalten hatten. Später wurden mir dann ein paar Lebensgeschichten der Kinder erzählt. Als ich hörte, dass ein Kind, 4 Jahre, blind, von der Mutter verachtet wurde, nichts zu essen bekommen hat , weil die Mutter das Geld für Drogen brauchte, kamen mir die Tränen.

Da wurde mir zum ersten Mal klar, wie gut ich es eigentlich in Deutschland habe. Ich nehm eigentlich den Angestellten im Kinderheim, die Arbeit ab, indem ich mich mit den Kinder beschäftige, in der zwischen Zeit können sie Sachen erledigen, bei denen sie Ruhe brauchen. Im Kinderheim sind insgesamt 9 Kinder zwischen 0 - 15 Jahren. In den 10 Monaten konnte ich nicht allzu viel zum das Kinderheim beitrage, aber was in meinen Kräften lag, hab ich gemacht. Somit hab ich meinen Wunsch, warum ich eigentlich auch nach Südafrika kam, erfüllt.

Ich hab die Kinder total ins Herz geschlossen, und mit ihnen hatte ich immer ein Lachen auf den Lippen. Auch wenn es am Anfang schwierig war ein Kind, das HIV - positiv ist, ohne Vorsicht zu berühren, doch nach einer Zeit war jedes Kind gleich, egal ob blind oder krank.

Als ich das erstmal allein in Kapstadt unterwegs war, ist mir sofort aufgefallen wie freundlich und offen die Südafrikaner sind. In jedem Shop wird man mit Sweety, oder Darling angeredet und auch sind sie stets hilfsbereit, wenn man nach irgendwas frägt. Durch die verschiedenen Kulturen ist es hier in den Straßen Kapstadts nie langweilig. Hier und da findet man Kinder mit typischen südafrikanischen Kleider tanzen oder es spielt eine südafrikanische Jazz Band, richtigen südafrikanischen Jazz, der unter die Haut geht. Die verschiedenen Kulturen machen einfach das Land an sich faszinierend.

So schön das Land auch ist, die Kriminalität und Armut in den Townships kann man einfach nicht weglassen.

In meinem ganzen Aufenthalt wurde ich zum Glück nur einmal von bettelnden Straßenkindern verfolgt. Man muss sich einfach an die "Regeln" halten. Am besten nicht nachts alleine rumlaufen, oder in Gegenden, wo sich keiner befindet. So kam ich bis jetzt am besten aus und hab nur die schönen Seiten Südafrikas kennen gelernt.

In meinem ganzen Aufenthalt, hab ich ziemlich viel von Südafrika und auch Afrika gesehen. 5 Tage lang, war ich mit meiner Organisation auf der Garden Route und 8 Tage lang in Namibia, Botswana und in der südafrikanischen Wüste, Kalahari. Zum ersten Mal hab ich einen Löwen, beim Verspeisen einer Antilope gesehen oder wie gerade ein Antilopen Mutter ihr Kind gebärt. Erinnerungen, die man nie vergessen wird.

Ein Jahr das man nie vergessen wird. Ein Land, das meine zweite Heimat wurde.

Doch leider heißt es bald Abschied nehmen. Eins weiß ich jetzt schon, ich werde wieder zurückkommen.

Lena

Zurück