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Clemens, 2 Terms Schulaufenthalt in Neuseeland

Canterburyische Gelassenheit

Hallo aus Neuseeland,

hier ist es gerade Sonntagnachmittag, meine Gastfamilie ist beim Hockey und ich habe mich entschieden, zu Hause zu bleiben und euch mal zu schreiben.

Heute morgen, hatte Angus (10) mein ältester Hostbrother, sein erstes Spiel bei der A-Mannschaft seines Hockeyteams. Natürlich war die ganze Familie dabei, um ihn anzufeuern (lautstark), was für die Geschwister aber schnell langweilig wurde, sodass ich zur Halbzeit mit den drei Kleinen (Fletcher 3; Millicent 4 and Magdalene 8) zum Spielplatz gehen sollte. Für den 500 Meter Weg dorthin brauchten wir 20 Minuten, weil sich Millicent auf halbem Weg entschied, dass der Spielplatz nur für kleine Kinder ist, und sie und ihre Geschwister sowieso viel zu alt dafür seien. Während ich also probierte, sie umzustimmen fiel Fletcher in einen kleinen Bach beim Versuch eine Ente zu fangen. Alles halb so wild. Die Kleinen hatten Riesenspaß auf dem Spielplatz und wir kamen tatsächlich pünktlich zum Schlusspfiff zum Hockeyfeld zurück. Das nur zu meinem heutigen Tag.

Trotz des beginnenden Winters haben wir hier immer noch rund 10 Grad, was es mir ermöglicht recht häufig auf die umliegenden Mountainbiketracks zu gehen, was mir unglaublich viel Spaß macht. Ansonsten verbringe ich viel Zeit mit Freunden, die ich hier sehr schnell gefunden habe, weil die Menschen hier grundsätzlich super freundlich und offen sind. Außerdem spiele ich viel Fußball mit meinem Hostbrother und im Schulteam. Auch am Nationalsport Rugby habe ich mich das ein oder andere Mal versucht, ein großartiger Sport, aber gegen die Kiwis habe ich nicht mal annähernd eine Chance, da es hier praktisch Pflicht ist, mit 4 Jahren einem Rugbyverein beizutreten.

Für die Schule verbringe ich nicht allzuviel Zeit, weil es hier wirklich sehr einfach ist, selbst für Fächer wie English und Law, die ich selbst gewählt habe und als komplizierter eingeschätzt habe, brauche ich kaum Zeit nach der Schule, da es in der Verantwortung der Lehrer liegt, dass man alle Tests besteht. Wenn ein Lehrer also eine zu hohe Prozentzahl an Schülern hat, die einen Test nicht schaffen, bekommt er Ärger mit seinem Schulleiter. Das hat zur Folge, dass die Lehrer teilweise die Lösungen der Tests diktieren, oder gar an die Tafel schreiben…. In Deutschland hätte das warscheinlich zur Folge, dass niemand mehr etwas lernen würde, was hier nicht wirklich ein Problem ist, da man sich die Fächer wählt und somit interessierter am Lernen ist. Die Fächer, die ich gewählt habe sind: Photography, NZ Law, English, Physical Education, Drama, und Music Performance.

Was für mich anfangs auch wirklich eine starke Umstellung war, ist, dass es manchmal, d.h. ein, zwei Mal die Woche einfach anfängt zu wackeln und ein tiefes Grummeln aus der Erde kommt. Die ersten paar Male war es schon ein bisschen komisch, aber mitlerweile bin ich von der Canterburyischen Gelassenheit beim Thema Erdbeben angesteckt. Hier in Ashburton passiert nicht viel. Es geht mal eine Scheune kaputt, aber die wollte man sowieso schon lange abreißen sagen dann die Leute. Das passiert aber auch nur sehr selten. Nach den letzten Erdbeben ist meine ganze Schule in einer Buskaravane nach Christchurch gefahren, um den Leuten dort zu helfen. Dort ist der Schaden doch schon um einiges größer und es war eine wirklich beeindruckende Erfahrung für mich, durch die Straßen zu laufen und Leuten zu helfen ihr Häuser von Schlamm zu befreien, oder in einem Kindergarten Spielplätze von dem Lehm zu berfreien, der hier einfach überall aus dem Boden kommt. Aber selbst hier sind die Leute noch gelassen und nehmen es zwar genervt aber immernoch mit Humor auf. Normalität eben.

Mein Hostdad ist ein absoluter Motorbike Fanatiker, sodass er mich am Wochenende manchmal auf einem der 9 Motorbikes fahren lässt, was mir superviel Spaß macht, weil er einen Parcour auf der Weidefläche seines Schafes, neben dem Haus , aufgeschüttet hat. Angus fährt auch manchmal Rennen und ist deshalb ziemlich gut auf seinem Motocrossbike. Meine Hostmum Karen hat einen Friseursalon, sodass sie mir alle vier Wochen einen Termin macht, auch wenn ich es noch nicht soo nötig finde. Stören tuts mich auf alle Fälle nicht ;) Mit ihr verstehe ich mich ansonsten super, was meinen Aufenthalt hier noch besser macht.

Nächste Woche steht der große Ball an. Seit Wochen das einzige Thema auf dem Schulhof. Außerdem gehe ich am Dienstag das erste Mal zum 30 km entfernten Mount Hutt zum Skifahren, soll ein wirkich tolles Skigebiet sein, ich bin gespannt.

So jetzt muss ich mal schauen, was Millicent macht, weil sie mit mir hiergeblieben ist.

Ich wünsche euch allen einen schönen Sommer!!!

Viele Grüße aus Down Under,

Clemens

PS: Weil es mir hier so gut gefällt, werde ich einen weiteren Term bleiben, sodass ich erst im Oktober zurückkomme. Ich bin superglücklich, dass ich noch drei Monate länger bleiben kann, weil ich mich gerade so richtig eingelebt habe, und ich einfach noch nicht weg könnte.

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