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Sophia, Austauschjahr in Dublin

Warum ich mich für Irland entschieden habe

Ich werde oft gefragt, warum ich mich für Irland entschieden habe und nicht für eines der gängigen Austauschländer. Um ehrlich zu sein: Ich habe zwischen Kanada und Irland geschwankt, aber da ich mich erst so kurzfristig entschlossen habe (um genau zu sein 4 Monate vor der Abreise), kam nur Irland in Frage, da es mit der Planung schnell gehen musste. Es war aber eindeutig die richtige Entscheidung, denn Irland ist einfach das wundervollste Land, das ich kenne.

Die Vorbereitung für das Auslandsjahr verlief ziemlich reibungslos. Dank der EU ist (zumindest auf Seiten der Schüler) wenig Bürokratie zu bewältigen und Ende August flog ich dann nach Dublin. Meine Gastfamilie und Schule waren übrigens in einem Vorort von Dublin, ca. 10km von der Innenstadt entfernt.

Meine Gastfamilie bestand aus einer alleinerziehenden Mutter, ihren drei Töchtern (9, 14 und 16) und noch einem spanischen Mädchen, das ebenfalls ein Auslandsjahr machte. Wir drei Älteren gingen also alle drei in die gleiche Jahrgangsstufe, aber auf verschiedenen Schulen, was meiner Meinung nach auch ganz gut war, denn sonst hätten wir nur zusammen rumgehangen. Es ist natürlich toll gewesen, dass lauter Mädels in meinem Alter in der Gastfamilie waren, weil immer etwas los war. Außerdem hat mir meine Gastmutter viele Freiheiten zugestanden, über die ich sehr dankbar bin. Leider haben wir es nie geschafft, etwas mit der ganzen Familie zu unternehmen, was ich sehr schade fand und wodurch ich die familiäre Atmosphäre, die ich von meiner Familie gewohnt bin, manchmal vermisst habe.

Ich hatte ziemliches Glück nicht in einer konfessionsgebundenen Mädchenschule zu landen, sondern auf einer öffentlichen gemischtgeschlechtlichen, von denen es in Irland ja nicht gerade viele gibt. Ich besuchte in Irland das 5th year, das 13. von insgesamt 14 Schuljahren und konnte neben den Pflichtfächern (Englisch, Mathe, Religion und Sport) noch 4 weitere Fächer aus einer breiten Auswahl wählen. Entschieden habe ich mich für Bio, Geschichte, Französisch und Business, da ich mich auch an Vorgaben aus der deutschen Schule halten musste, um nach dem Austauschjahr direkt in die 12 Klasse zu gehen. Eine normale Schulwoche besteht aus 46 Stunden, der Unterricht ging von 9.00 Uhr bis 15.45 Uhr, und es war einfach himmlisch, dass man jeden Tag bis 8 Uhr schlafen konnte. Natürlich hatten wir auch eine Schuluniform, die anfangs sehr gewöhnungsbedürftig war. Wenn wir in der Innenstadt mit Uniform rumgelaufen sind, waren Ausrufe wie "Schaut mal, die sehen aus wie in Harry Potter!" von Touristen an der Tagesordnung. Irgendwann schmunzelt man nur noch darüber... Insgesamt war das Niveau schon hoch, aber auf jeden Fall niedriger als in Deutschland, was ideal für Austauschschüler ist. Ich habe eigentlich nie Probleme gehabt, dem Unterricht zu folgen.

Schulische Nachmittagsangebote gibt es in der Regel nicht so viele unterschiedliche wie in Deutschland, denn hier ist der sportliche Bereich besonders ausgeprägt (worauf auch alle sehr stolz sind). Trotzdem gab es bei uns noch ein Musical und diverse Benefizveranstaltungen (Rockkonzert, Fair Trade Markt,...) Ich würde auf jeden Fall allen empfehlen, in irgendeine AG einzutreten, denn das hilft unheimlich beim Knüpfen von Kontakten.

Dublin selbst ist einfach die tollste Stadt die es gibt, sehr lebhaft, kompakt und abwechslungsreich. An den Wochenenden war ich mit Freunden immer viel unterwegs, und besonders praktisch war natürlich die Nähe zum Meer, wo wir oft hingefahren sind, auch manchmal zum angeln. Generell ist der öffentliche Transport in Irland (verglichen mit Deutschland) billig, und man kann problemlos Trips in die umliegenden Städte unternehmen. Ich bin während meines Austauschjahrs sehr viel gereist und habe die ganze Insel abgeklappert, und es waren einfach unvergessliche Momente dabei. Das absolute Highlight war die Westküste, die zum Glück noch teilweise ihre keltischen Wurzeln behalten hat und wo die Leute noch Irisch sprechen. Die karge, einsame und wilde Landschaft dort ist einfach umwerfend und man spürt einfach nur Freiheit, wenn man am Rand der Klippen steht, das Meer vor sich hat und weiß, dass der nächste Fleck Land geradeaus erst Amerika ist. Am eindrucksvollsten aber war meine Reise nach Belfast. Es herrscht ja immer noch eine gewisse Feindseligkeit zwischen den Iren und den Nordiren, und das bekommt man vor allem in Belfast zu spüren, wo noch Überbleibsel der Troubles sind. Es war unglaublich eindrucksvoll und ein krasser Kontrast zu dem lebhaften, bunten Dublin.

Abschließend bleibt noch zu sagen, dass es ein unglaubliches Jahr war und dass ich in meinem ganzen Leben noch nicht so viele Kartoffeln wie in diesen neun Monaten gegessen habe =)

Sophia

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