MENÜ

Evas Auslandsjahr in Westirland

Eine absolut besondere Erfahrung

Letztes Jahr durfte ich wundervolle neun Monate in Irland verbringen, von denen ich hier gerne ein bisschen berichten möchte. Aber erstmal kurz zu mir, ich heiße Eva, bin mittlerweile 18 Jahre alt und habe ein Auslandsjahr in der Kleinstadt Tuam im Westen von Irland gemacht. Zunächst hatte ich mich eigentlich nur für ein halbes Jahr beworben, habe mich dann aber im Laufe meiner Anmeldung doch noch für das ganze Jahr entschieden, was rückblickend die beste Entscheidung für mich war.

Ich habe zusammen mit einer italienischen Gastschwester bei meiner Gastmutter und ihrem Hund gelebt, deren zwei Kinder bereits ausgezogen waren. Ich hatte, bevor ich in Irland ankam, ein wenig Angst, wie es sein würde. Die Angst hat sich aber sehr schnell in Luft aufgelöst, als ich meine Gastmutter kennengelernt habe. Wir haben uns direkt gut verstanden und ich habe mich von Anfang an total wohl gefühlt. An Wochenenden, Feiertagen oder Ferien waren auch oft ihre Tochter und ihr Sohn zu Besuch und wir haben Familiendinner gemacht und Filme geguckt. Deshalb war sogar die Weihnachtszeit, die für viele ja sehr viel Heimweh auslöst, für mich mit die schönste Zeit in diesem Jahr. Meine Gastmutter hat auch einige Ausflüge mit uns gemacht, wodurch ich gerade vom Westen echt viel gesehen habe. Insgesamt wurde es bei uns zuhause eigentlich nie langweilig, da wir zum einen unseren Hund hatten, der quasi immer Aufmerksamkeit brauchte und mir direkt ans Herz gewachsen ist, und wir zum anderen auch drei andere Austauschschüler*innen übergangsweise bei uns hatten, die ihre Gastfamilien gewechselt haben, wodurch ich auch zwei meiner besten Freunde kennengelernt habe. Mit meiner Gastschwester war es ein bisschen schwieriger. Da wir beide sehr verschieden sind und sie auch gerade zu Beginn noch mehr Probleme mit dem Englisch hatte, hat es lange gedauert, bis wir wussten, wie wir miteinander umgehen sollen. Nach einer gewissen Zeit hat sich aber auch das eingespielt und wir haben uns nach und nach immer besser verstanden und gerne Sachen zusammen gemacht.

Auch bei der Schule hat es eine Weile gedauert, bis man sich an alles gewöhnt hat. Meine Schule war eine katholische Mädchenschule und ganz anders als ich das aus Deutschland kannte. Der Unterricht ist eigentlich meistens Frontalunterricht und nicht wirklich interaktiv, weshalb es gerade bei den Iren schwer war, Leute besser kennenzulernen, aber ich hatte eigentlich schon von Anfang an Leute, mit denen ich viel gemacht habe, da in meinem Jahrgang noch ungefähr 20 andere Austauschülerinnen waren. Das war für den Start echt gut, aber man hat dadurch natürlich auch weniger Kontakt zu den Einheimischen, aber am Ende kommt es da auch sehr auf einen selbst an. Gerade zu Beginn haben sich sehr schnell Gruppen von Leuten aus einem Land gebildet, aber mit der Zeit haben sich die Gruppen auch sehr verändert, sodass ich zwar anfänglich eine hauptsächlich deutsche Gruppe hatte, nach und nach aber angefangen habe, mich auch mit den ganzen anderen Austauschülern anzufreunden und auch einige irische Freundinnen gefunden habe. Eine davon kommt mich wahrscheinlich auch bald besuchen! Das würde ich auch jedem empfehlen: Man sollte sich nicht unbedingt verpflichtet fühlen, nur mit Einheimischen was zu machen und sich von den Austauschschülern fernzuhalten, aber trotzdem versuchen, nicht nur mit Leuten aus dem gleichen Land was zu machen und die ganze Zeit Deutsch zu reden.

Was Hobbies und Freizeit angeht muss man sagen, dass es in Irland tendenziell etwas schwieriger sein kann, so viel zu machen, wie man es vielleicht von zuhause gewohnt ist, aber in den meisten Schulen gibt es viele Sportteams und andere Clubs und besonders Irische Sportarten gibt es eigentlich in jedem Ort. Ich habe zum Beispiel im ersten Semester Rugby im Schulteam gespielt, in der zweiten Hälfte mit meiner Freundesgruppe Irish Dancing bei mir im Ort gemacht und im Frühling in einer Oper in Galway mitgesungen, was total cool war, weil das alles Sachen sind, die ich vorher noch gar nicht kannte. Außerdem haben wir uns häufig nach der Schule noch getroffen und waren in vielen Cafés oder picknicken im Park. An den Wochenenden ging es meistens mit Freunden mit dem Bus nach Galway City, was für mich wirklich zu meiner absoluten Lieblingsstadt geworden ist, weil es überall bunt und lebendig ist und Straßenmusik gibt. Sonst bin ich eigentlich fast jeden Tag mit meinem Hund spazieren gegangen und habe die ganzen grünen Felder, Steinmauern, Schafe, Kühe, Sonnenuntergänge und sogar den Regen echt lieben gelernt. Dabei habe ich tatsächlich auch sehr viel mit meiner Familie und Freunden aus Deutschland telefoniert, was für mich genau das Richtige war und wodurch sich meine Beziehung besonders zu meinen Eltern trotz der Entfernung eigentlich nur verbessert hat. Dadurch hatte ich tatsächlich auch in den neun Monaten, die ich weg war, fast nie Heimweh, auch wenn es natürlich mal Momente gab, in denen es schade war, nicht zuhause zu sein. Darüber hinaus hat meine Partnerorganisation in Irland auch häufig Ausflüge für uns organisiert, sodass wir zum Beispiel zwei Bootstouren gemacht haben, wandern gegangen sind, in einem Freizeitpark waren, Saint Patricks Day in Dublin verbracht haben und einen Overnight-Trip gemacht haben. Dadurch sind wir als Gruppe unter den Austauschüler*innen auch total zusammen und haben von Irland echt einiges gesehen.

Alles in allem war dieses Jahr eine absolut besondere Erfahrung und ich werde immer noch jedes Mal nostalgisch, wenn ich daran denke und bin so froh, mich dafür entschieden zu haben. Natürlich war auch nicht alles perfekt und manchmal gab es auch Probleme, die man gar nicht erwartet hat. Was mir aber total geholfen hat, war es, mit Leuten darüber zu reden – sowohl Leuten aus Irland als auch Leuten von zuhause und sich keinen Druck zu machen, dass alles perfekt sein muss. Ich hatte gerade am Anfang das Gefühl, ich müsste jetzt alles immer super finden und glücklich sein, weil ich mich so lange darauf gefreut habe und man ja auch echt viel Zeit und Geld in die Planung steckt, aber es ist okay, wenn man mal schlechte Tage oder auch eine schlechte Woche hat. Deshalb sollte man sich, denke ich, auch von vornherein nicht zu viele Erwartungen machen und es einfach auf sich zukommen lassen. Am Ende wird es eh anders sein als man denkt und je weniger Erwartungen man hat, desto mehr kann man das, was man erlebt, auch genießen.

Insgesamt würde ich jedem, der sich dafür entscheidet, nach Irland zu gehen, sagen: „Versucht so viel zu machen, wie geht und mach euch nicht zu viele Gedanken über Leute, die ihr am Ende eh nie wieder sehen werdet. Wenn man die Chance hat, etwas zu unternehmen oder zu machen, einfach ausprobieren, selbst wenn es etwas ist, was man sonst nie machen würde. Was die Leute angeht, versucht euch nicht zu stressen, mit der Zeit findet man seine Freunde und wenn es nicht auf Anhieb klappt oder man nach einiger Zeit merkt, es passt ja gar nicht, ist das auch total normal. Es dauert einfach seine Zeit. Auch mit der Gastfamilie ist es ganz normal, dass man sich erstmal aneinander gewöhnen muss und nicht alles so ist, wie man es sich vorstellt. Jede Familie ist echt unterschiedlich und man muss auch bereits sein, seine eigenen Gewohnheiten zu ändern und sich an den Familienalltag anzupassen. Wenn man aber merkt, dass es wirklich gar nicht geht und man sich wirklich unwohl fühlt, ist es aber auch völlig okay und wichtig, dass man darüber spricht und wenn man mit der Familie nicht zu einer Lösung kommt, auch die Gastfamilie wechselt. Es kann ja immer sein, dass es einfach nicht passt. Das passiert und ist total normal und man sollte sich dafür auch nicht schlecht fühlen. Was ich sonst noch empfehlen würde, ist, im Koffer Platz für neue Sachen zu lassen. Man wird am Ende von einem Auslandsjahr immer viel mehr Sachen haben als vorher und wenn ihr die Möglichkeit habt, Raum dafür zu lassen, macht das. Noch eine Sache, die ich auf jeden Fall machen würde, ist, am Ende eure Freunde und Familie fragen, ob sie euch noch was zum Abschied schreiben können. Ich habe zum Beispiel schon in Deutschland ein Abschiedsbuch gemacht und auch in Irland die Leute reinschreiben lassen und liebe es soo sehr, mir das durchzulesen.“

Ich hoffe, ich konnte hiermit einen kleinen Einblick geben, wie ein Jahr in Irland sein kann und für jeden, der sich dafür entscheidet, das auch zu machen: ganz viel Spaß!

Eva

Zurück