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Benjamin, Schuljahr in Worthing

So hieß es für mich dann „Here we go!“

Als ich in den Flieger nach Großbritannien, Worthing, einstieg, sind in mir tausend verschiedene Gedanken und Emotionen durch den Kopf gegangen. Zwei davon waren dominant. Einmal die Vorfreude auf die vielen neuen Eindrücke und Erfahrungen die mich erwarten, und zum anderen die Wehmut, meine Familie und  Freunde zurückzulassen. Ich habe mir gesagt, dass ich jetzt nicht mehr zurück kann und auch eigentlich nicht wollte. So hieß es für mich dann „Here we go!“.

Die ersten Tage waren wie erwartet hart. Ich vermisste meine Familie sehr, wusste nicht was ich machen sollte, hatte kaum Bekannte. Zur Aufmunterung schaute ich mir ein Konzert von Green Day in Milton Keynes an. So komisch das auch immer klingen mag, ich hatte danach einen solchen Energiestoß, dass ich vieles mit Leichtigkeit meistern konnte. Dinge, die zu erledigen waren, haben mich abgelenkt. Nach und nach schloss ich mehr Kontakte. Hierbei half die Tatsache, dass sich alle Internationalen Schüler zu einer zehntägigen Vorbereitung getroffen haben. Durch verschiedene Aktivitäten, wie zum Beispiel die Ausflüge nach Worthing und Brighton sowie diverse Gruppenarbeiten, gelang das untereinander Kennenlernen sehr gut. Als dann noch mein Gastbruder Oli aus Italien kam, waren so gut wie alle Blockaden und Sehnsüchte nach Hause  vergessen. Wir haben uns beide auf Anhieb sehr gut verstanden, jedenfalls kann ich mich an keine Zwistigkeiten erinnern. Oli half mir bei der Erledigung organisatorischer Angelegenheiten und vieler anderer Dinge.

Dann ging die Schule los. Der neue Alltag und die Verantwortung, die jetzt auf mir lagen, haben mich schon in den ersten Tagen geprägt. Die Zeit verging sehr schnell. Ab September besuchte ich das Fitnessstudio „David Lloyd“, erhielt Klavier- und Gesangsunterricht in Worthing.  

Mit meiner Gastfamilie verstand ich mich auf Anhieb. Beide sind sehr Musikinteressiert. Mein Gastvater spielt selbst Klavier. Wir harmonierten sehr gut, von Anfang bis Ende. Meine Gasteltern haben keinen Fernseher. Sie lieben es, Gesellschafts- und Brettspiele zu spielen und so haben wir zusammen viel gespielt. Ich habe neue englische Spiele kennengelernt. Meinem Gastvater und meinem Freund Tristan habe ich Skat beigebracht.

Ich traf mich oft mit Freunden und wir hatten zusammen sehr schöne Momente und Erlebnisse. Die Zeit bis Weihnachten, wo der erste Heimflug erfolgte, verging wie im Flug. Mein Alltag in Worthing bestand größtenteils aus Schule, Fitnessstudio, Klavier üben und sich mit Freunden treffen.  

In unserer Schule waren Schüler aus ca. 50 Nationen, wobei die meisten aus Brasilien oder Ostasien kamen. Auf so viele Kulturen, wie ich sie dieses Jahr erlebt habe, werde ich wohlmöglich nie mehr in meinem Leben treffen. Mein bester Freund Tristan, ein Chinese, brachte mir sehr viele Sachen aus seiner Heimat bei, die viele Vorurteile, welche ich vorher hatte, verschwinden ließen. Auch, dass die Chinesen so gut kochen können, hab ich vorher nicht gewusst.

In der Schule wurde ich von allen Lehrern gut aufgenommen. Der Unterricht war immer sehr interessant. Das lag u.a. auch daran, dass man den ganzen Tag in Englisch unterrichtet wurde. Ich habe viel Wissen mitnehmen können. Auch die Schulprüfungen AS habe ich mitgemacht.

Insgesamt muss ich sagen, dass das englische Schulsystem wesentlich besser ist, als das Deutsche. Der Unterricht ist anders gestaltet. Die Lehrer sind um gute Leistungen ihrer Schüler bemüht. Die Prüfungsvorbereitung und auch die Lernzeit der Schüler auf die Prüfung ist anders organisiert und lässt einem mehr Zeit, sich auf Prüfungen gut vorzubereiten, um auch die gewünschten Resultate zu erzielen. Im Februar / März 2012 nahm ich am „Worthing Music & Arts Festival“ teil. Mit meinem Klavierspiel erreichte ich sehr gute Resultate.

Als das Jahr dann langsam zu Ende ging, war die Zeit des Abschiedsnehmens gekommen. Nach und nach verließen uns Mitschüler und Freunde in Richtung Heimat, die am Anfang des Jahres nur Namen auf Papier und am Ende mehr als nur Freunde waren. Ich hätte nie gedacht, dass dies so hart und schmerzhaft sein kann. Gott sei dank war ich mit meinen besten Freunden bis zum Schluss dort. Manches was ich erlebte, war schön, anderes wiederum nicht, doch keines meiner Erlebnisse möchte ich missen. Alles hat mich geprägt und  hat mich erwachsener werden lassen.

Mit der Verantwortung die wir in diesem Jahr auf uns nehmen mussten/durften, konnten nicht alle umgehen. Manche sind genauso kindisch geblieben, wie sie vorher auch waren. Doch das waren die wenigsten. Die meisten von uns, die es auch wollten, sind gewachsen an den Aufgaben, die sie bekommen haben und die gesammelten Erfahrungen werden uns unser Leben lang prägen.

Ich bedanke mich bei KulturLife im Besonderen dafür, dass ich eine Gastfamilie mit Klavier erhalten habe.

Benjamin

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