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Alexander, ein Schuljahr in Libourne (Nordlicht-Stipendium)

Frankreich-Deutschland, Katzensprung oder Weltreise?

Zuallererst stelle ich mich vor: Ich heiße Alexander Ritz, bin 16 Jahre alt und megaglücklich! Ich besuche in Libourne (Nähe Bordeaux) das Lycée Montesquieu und werde hier das ganze Schuljahr verbringen. 64 Tage sind nun bereits vergangen; Ich, hier, in Frankreich, in Libourne, wie ein französischer Schüler, im französischen Alltag – WOW! Alexander mit seiner Gastfamilie.

Ich bin am 1. September mit dem Flugzeug von Straßburg nach Bordeaux geflogen, unwissend was mich erwarten wird. Davor dachte ich mir: "Hei, du hast es geschafft, du hast wirklich ein Stipendium bekommen, also mach was draus! "Angekommen war mir recht schnell klar, das ist mein Land! Meine Familie besteht aus meinen Gasteltern und drei Gastgeschwistern: Erwan (18) studiert in Bordeaux und kommt am Wochenende, Nico (15) ist in meiner Klasse am Lycée Montesquieu und Julie (10) ist mega süß.

Aber erstmal erzähle ich eins nach dem anderen. Wir sind am ersten Tag natürlich gleich einmal einkaufen gegangen und haben andere Sachen erledigt. Am ersten Schultag war erstmal Stress angesagt, neue Schüler, neue Schule, und du kennst nur deinen Austauschbruder. Wenn ich ehrlich bin, anfangs war es schon hart, ohne Freunde und mit Problemen mit der Sprache hat man ein komisches Gefühl im Bauch – man fühlt sich wie im "falschen Film". Zum Glück gibt es hier noch sehr viele andere Austauschpartner (insgesamt sind wir 15) aus Deutschland, aber auch aus anderen Ländern, mit denen man sich anfangs austauschen kann. Allerdings ist dies nicht besonders empfehlenswert, denn man ist hergekommen, um die französische Kultur und Sprache kennenzulernen. Trotz den Anfangsschwierigkeiten vergeht die Zeit wirklich wie im Flug – man lebt sich echt schnell ein! In der Schule muss man selber offensiv werden und Andere einfach ansprechen, am besten die Mitschüler aus der eigenen Klasse. Anfangs wirken sie desinteressiert, aber spätestens wenn ich mit einer Person ein bisschen plaudere, kommt alles von allein und schwupsdiwupp: Hat man gleich mehr als genug Freunde :-). Umso mehr man mit Anderen spricht und so weniger Kontakt man nach Deutschland hat, desto schneller lernt man das Sprechen. Anfangs wurde mein Wortschatz zwar von Tag zu Tag erweitert, aber eben nicht bemerkenswert. Es ist Geduld gefragt, denn nach der Zeit habe ich mehr verstanden und das Sprechen wird immer leichter. Mittlerweile denke ich schon auf Französisch und spreche schon flüssiger – selbst kleine Erfolge motivieren! Es war sogar einmal der Fall, dass zwei Mädchen erst nach 10 Minuten sprechen bemerkten, dass ich aus Deutschland komme, also das Reden und Verstehen geht unheimlich schnell!

Was den Unterricht betrifft, wurden mir Horrorgeschichten erzählt, bevor ich nach Frankreich ging – wie z.B. "Es wird nur geschrieben und man schreibt 10 Seiten in 45 Minuten..." Das sind aber nur Gerüchte und die Vorurteile, die manche haben! Nach anfänglicher Skepsis habe ich gemerkt, dass es einfach vom Lehrer abhängt – wie in Deutschland auch. Hier in Frankreich schreibt man generell mehr und spricht weniger, aber nicht in dem Umfang, wie andere denken. Das Verstehen in den Fächer hängt vom Lehrer und dem Inhalt ab. Es gibt Tage, das versteh ich alles, was der Lehrer sagt, an anderen Tagen nicht, aber das motiviert einen mehr Französisch zu lernen und zu üben.

Mit meiner Familie verstehe ich mich super! Mit dem großen Bruder lache ich sehr viel, mit Nico teile ich exakt dieselben Hobbys, weswegen wir uns blendend verstehen und mit der kleinen Schwester sowieso, ich wollte schon immer eine Schwester :-). Die Eltern können ein wenig Englisch und der Bruder kann es fließend – notfalls geht es auch mal auf Englisch, wobei ich das eher nicht so mag. Wir gehen hier reichlich und sehr oft in Restaurants essen, in Bordeaux war ich schon 3- oder 4-mal und in Libourne auch schon etliche Male, also alles super.

Bei dem Thema Heimweh muss ich gestehen, dass ich trotz Freundin in Deutschland mich hier pudelwohl fühle und eigentlich kaum bis gar kein Heimweh habe! Klar ab und zu wünscht man sich gerne eine Umarmung von Mama oder Papa, aber ich weiß, dass, wenn ich wieder komme, lieben sie mich noch immer und sie sind sehr stolz auf mich und das gibt unheimlich Kraft!

Das Essen ist super, super, super gut, leider spiegelt sich das auch auf der Waage wieder. :-) Klar gibt es auch ein paar Gerichte, welche man nicht kennt, aber probieren geht über studieren und dass man ein Gericht mal nicht mag ist auch normal.

Um auf meinen Titel zurückzukommen: Katzenspruch oder Weltreise?: Bevor ich mich in das Abenteuer Frankreich gewagt habe, flogen mir Gedanken in den Kopf: "Was ist wenn es mit der Sprache nicht klappt oder wenn ich das Essen nicht mag?" "Was ist wenn ich zu arg Heimweh habe oder wie wird der Schulalltag aussehen?" Ich habe mich total verrückt gemacht – mittlerweile lache ich Alexander mit seinen Freundendarüber. Es gibt genauso viele Unterschiede wie Gemeinsamkeiten. Sei es die Einkaufskette "Lidl" oder die Tischmanieren; eigentlich sind sehr viele Dinge gleich. Ich habe mir Gedanken über große Dinge gemacht, die unterschiedlich sein können, aber im Endeffekt war es so, dass genau diese Dinge gleich waren und alle anderen Dinge anders. Zum Beispiel habe ich hier an einem heißen Tag Flip-Flops angezogen, bei mir in Deutschland ganz normal. Hier haben mich alle komisch angeguckt, gelacht oder mich gefragt, wieso ich sie trage. Man muss über sich selber lachen können, aber über solche kleinen Unterschiede denkt man eben nicht nach, dasselbe mit den Rucksäcken. In Deutschland trägt man die Rucksäcke so tief wie möglich, hier wird er bis auf die Ohren hochgezogen. Es ist ganz witzig, aber das ist genau der Grund weshalb ich hergekommen bin; ich wollte die Unterschiede kennenlernen! Um alles noch einmal zusammenzufassen: ich bin megaglücklich, mittlerweile klappt es mit der Sprache nach 2 Monaten schon recht gut, ich würde behaupten mein Wörterbuch ist mittlerweile nicht mehr von Nöten und ich verstehe 90%. Man lebt sich hier extrem schnell ein und gewöhnt sich an Essen/Schule, an alles! Ich fühle mich wie ein halber Franzose und würde am liebsten mein Leben hier verbringen, leider muss ich auch mal wieder nach Hause. :-)

November bis Dezember

Ich wollte den Dezember noch in diesen Bericht hineinnehmen, da ich denke, dass es von Weihnachten sehr viel zu berichten geben wird.

Mit der Sprache sind mittlerweile schon recht deutliche Fortschritte zu bemerken, ich verstehe viel, viel mehr als noch vor einem Monat, das Sprechen gelingt mir auch immer besser, das macht echt Spaß. Manchmal flutscht mir auch ein Satz raus und ich weiß genau, dass er falsch ist, da das mit der Sprechgeschwindigkeit auch gerade im kommen ist und das nicht einfach zu sein scheint. Kleine Anmerkung: Ich tue mich momentan echt schwer, diesen Bericht zu schreiben, mir fehlen schon die deutschen Wörter. Ich finde es sehr witzig, dass ich mit der deutschen Sprache momentan mehr Probleme hab, als mit Französisch – unglaublich wie schnell das geht! Ich hätte nie gedacht, dass man wirklich so schnell die Sprache lernt.

Mit meiner Familie ist jetzt auch schon ein familiäres Umfeld entstanden. Ich fühle mich wie ein richtiger Teil der Familie und habe auch überhaupt keine Hemmungen mehr mich am Kühlschrank zu bedienen oder einfach fernzusehen. Was ich noch einmal kurz erwähnen wollte: Ich war für den ersten Monat (September) bei einer anderen Gastfamilie, ich hatte Anfang Oktober gewechselt, aber immer nur von meiner neuen Gastfamilie geredet. Ich habe mich dort nicht wirklich wohlgefühlt, habe mich immer gelangweilt, wurde nicht nach meiner Meinung gefragt etc. Ich wollte dies nur erwähnen, da mir dies deutlich gemacht hat, dass nicht jede Familie perfekt ist und dieser Wechsel genau das Richtige war, was ich machen konnte, denn meine jetzige Familie ist perfekt.

Ich gehe sehr oft ins Restaurant, was mich dabei allerdings überrascht ist, dass die Franzosen nicht unbedingt Trinkgeld geben! Außer wenn der Kellner sehr höflich und nett war, sonst ist es nicht Gewohnheit. Ich fand das ganz interessant, da es für uns ja eine Selbstverständlichkeit ist.

In der Schule klappt es immer besser – in Geschichte und Geographie habe ich mich schon von der ersten Arbeit (10/20) um 1,5 Punkte verbessert. In den anderen Fächer ist ebenfalls immer ein kleiner Anstieg zu beobachten, insgesamt bin ich besser als der Klassendurchschnitt.

Mit Freunden habe ich einen riiiiiiiieeeeesen Schritt nach vorne gemacht, da ich ja nun Alexander im Fußballstadion bereits 2 Monate in meinem Fußballverein spiele, kenne ich dadurch sehr viel mehr Leute in und außerhalb der Schule. Es ist echt unglaublich wie schnell man Freunde dazu gewinnt, man steht in der Pause bei einem Freund aus dem Verein, lernt seine Freunde kennen und schwups: Neue Freunde! Ist echt cool, habe hier so viele Freunde, dass ich mich jeden Tag entscheiden muss mit wem ich jetzt essen gehen soll. Ich habe mir nun am letzten Donnerstag eine SMS-Flat geholt, damit kann ich hier mit allen Freunde schreiben. Ich denke, dass das echt wichtig ist, immer in Kontakt, auf Französisch!

An den französischen Alltag habe ich mich schon völlig gewöhnt, ich weiß gar nicht, was ich in Deutschland alles in der Freizeit gemacht habe. An das Essen habe ich mich auch soweit angepasst, nur mit den Essenszeiten habe ich immer noch ein bisschen Probleme – das Abendessen ist um 20:30 Uhr. 4 Kilo hab ich schon zugenommen, aber die habe ich schon seit 2 Monaten, also hoffe ich, dass das das nun so bleibt. :)

Ich fühle mich momentan mittelmäßig; ich vermisse zurzeit meine Familie sehr, vor allem momentan zu Weihnachten. Hier spielt Weihnachten eine größere Rolle als in meiner Familie, was an sehr vielen geschmückten Häusern und Gebäuden in der Innenstadt zu sehen ist, aber auch Privathäuser sind unglaublich schön gemacht! Was mir allerdings fehlt ist der Schnee! Eigentlich mag ich ihn ja nicht sonderlich, aber zu Weihnachten ist es ein Muss, und bisher hat es hier noch nicht geschneit.

Ich wünsche euch allen in Deutschland ein schöner Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr

Weihnachten und Silvester - Großer Unterschied oder doch alles gleich?

Ich habe nun Weihnachten und Silvester hinter mir und darüber möchte ich gerne ein wenig berichten:

Um es einmal vorneweg zu nehmen: Man kann weder in Deutschland noch in Frankreich von einem "typischen" Weihnachten sprechen, denn in jeder Familie wird es ja bekanntlich anders praktiziert. Normalerweise ist die Bescherung am 25. Dezember, da der Weihnachtsmann in der Nacht vorbeigekommen ist und die Geschenke gebracht hat. Jedoch gibt es auch manche Familien, die die Bescherung am 24. Dezember abends machen, meine Familie ist eine davon. Bei uns ging es gegen 20:00 mit der Bescherung los. Ich würde nun mal insgesamt behaupten, dass in Frankreich die Kinder mehr zu Weihnachten bekommen als wir in Deutschland, ich weiß aber nicht, woran das liegt. Außerdem kaufen die Kinder eigentlich nichts für ihre Eltern, da sie ja kein Taschengeld bekommen um dies tun zu können. Ich habe meiner Gastfamilie einen Kinobesuch mit allen zusammen geschenkt, sie fanden es echt eine gute Idee und haben sich gefreut. Ich habe ein wenig Klamotten bekommen und ein Parfum, hätte ich wirklich nicht erwartet. Danach ging es gleich zum Essen: Zur Vorspeise gab es Meeresschnecken, gepresste Meeresfrüchte und Austern. Die Hauptspeise war aus Rind und Bratkartoffeln aufgebaut, dann wie üblich, Käse, und am Ende noch eine "Bûche", ein Weihnachtskuchen. Danach haben wir noch ein wenig zusammen Fern geschaut und dann war der Tag auch schon zu Ende.

Am 25. sind wir dann zu Oma und Opa gefahren, die in Bordeaux wohnen. Dort haben wir dann den ganzen Tag verbracht, gelacht, geredet, Fern geschaut und ja, wieder gegessen :-). Als Vorspeise gab es Stopfleber und Lachs mit Brot, dann folgten zwei Hauptspeisen. Zuerst eine Fischsuppe danach noch Fleisch mit Kroketten. Als Nachtisch war dann wieder ein Weihnachtskuchen angesagt. Insgesamt kann man sagen, dass es in meiner Familie nun keine sehr großen Unterschiede gab, sondern nur kleine, die aber auch schon eine Bedeutung haben.

An Silvester: Hier gibt es leider nicht so viel zu berichten, denn ich habe Silvester bei einem Freund von meinem Austauschbruder und mir verbracht. Wir haben dort übernachtet und leider keine Raketen oder sonstiges angezündet – ich würde auch behaupten, dass das bei uns in Deutschland ein wenig mehr praktiziert wird als hier in Frankreich. Aber im Allgemeinen kann man sagen, dass Silvester eigentlich ziemlich gleich abläuft.

Die Ferien sind auch schnell rumgegangen und nun habe ich seit Montag wieder Unterricht.

Februar

Mittlerweile ist das Wetter schon besser geworden: Weniger Wind, weniger Regen und ein bisschen mehr Sonne. In meiner Familie ist es manchmal sehr schwer, da sich meine aktuellen Gasteltern bald scheiden lassen werden, dadurch fühle ich mich manchmal etwas fehl am Platz und nicht mehr so wohl wie am Anfang, obwohl es da schon klar war. Es wird oft gestritten, ich gehe dann eben auf mein Zimmer und versuche sehr viel mit Freunden zu machen. Es ist eine schwierige Situation, manchmal traue ich mich dann auch nicht irgendwas zu fragen wenn eine angespannte Situation herrscht. Ich habe mich auch schon 2 oder 3 Mal mit meiner Gastmutter in die Haare bekommen, aber das passiert eben; Zuhause streitet man sich ja auch ab und zu mit seinen Eltern, das gehört eben dazu.

Ich bin nun perfekt integriert im Lycée und bin wie alle sagen „un vrai francais“. Mit der Sprache klappt es eigentlich auf problemlos, wenn ich dann manchmal doch ein Wort nicht kenne frage ich einfach nach und dann ist das alles auch kein Problem.

Ich freue mich schon, wenn es endlich wieder wärmer wird und man nicht mehr so nass wird :)

Ich habe nun Ende Februar wieder 2 Wochen Ferien gehabt, das fand ich echt cool :)

Sonst gibt es momentan nicht viel zu berichten, ich hoffe dass ich meine restliche Zeit noch genießen kann.

März

Schocknachricht, mein Gastvater zieht Anfang April aus und ich muss mir eine neue Familie suchen, im ersten Moment eine Nachricht mit welcher ich überhaupt nicht gerechnet hätte …

Ich war erstmal hilflos, wusste nicht wie es weiter gehen sollte. Ich habe 3 Leute im Kopf gehabt bei welchen ich es mir vorstellen konnte, dass sie mich aufnehmen könnten. Ich weiß nicht ob ich schon mal von meinem Klassenkameraden Corentin Mariou erzählt habe, einer meiner besten Freunde, und bei ihm hat es dann letztendlich geklappt!!

An einem Donnerstag sind wir dann nach der Schule von Corentins Eltern abgeholt worden und sind dann meine Sachen bei meiner alten Gastfamilie abholen gegangen. Zuallererst dachte ich mir: Och nein, nicht schon wieder ein Wechsel, wieder neu einleben, wieder neue Gewohnheiten, wieder neu anpassen. Doch im Endeffekt war das die beste Entscheidung meines Lebens!! Ich bin hier bei der Familie Mariou so glücklich wie noch nie, die nettesten Menschen, die ich kenne. Gleich am ersten Tag habe ich mich wie ein eigenes Kind behandelt gefühlt, ich spüre richtig die Liebe, die sie mir geben :) Die Familie besteht aus den beiden Eltern, Corentin und seiner Zwillingsschwester Julianne, welche in unsere Parallelklasse geht. Wir sind so ein eingeschweißtes Dreierteam das ist unglaublich! Ich kann mit Corentin und Julianne über alles reden, wir sind jeden Abend zusammen, das ist wie wenn man immer mit seinen besten Freunden zusammen übernachten würde. Vor allem bin ich mit Corentin gefühlte 24h am Tag zusammen, wir essen jeden Tag zusammen in der Schule, im Unterricht sitzen wir auch manchmal zusammen, einfach der beste Freund den ich jemals hatte. Ich kann mir kaum noch vorstellen nicht mehr mit dieser Familie zu leben.

Ich hoffe, dass das alles so bleibt, darüber werde ich im April nochmal was drüber schreiben :)

April

Die beste Zeit meines Lebens! Ich fühle mich einfach super! Wir waren Angeln, sie haben Froschschenkel für mich gekocht, ich habe Maultaschen (Spezialität aus dem Schwabenländle) schicken lassen und gekocht, wir machen so viele Sachen! Mit Corentin gehe ich meistens direkt Tischtennis spielen nachdem wir heimkommen oder gehen zusammen in einer unserer Zimmer und sind dort dann einfach, Julianne macht jetzt mittlerweile ein bisschen weniger mit uns, aber mit Corentin bin ich immer noch den ganzen Tag zusammen. Da Corentin auch in derselben Mannschaft wie Nicolas (Mein alter Gastbruder) und ich spielen, trainieren wir eben auch immer zusammen und sind meistens dann auch in derselben Gruppe, reden die ganze Zeit, lachen immer, uns wird nie langweilig. Manchmal gehen wir auch zu zweit in den Garten und spielen Fußball, also immer noch alles perfekt. Meine Gastfamilie macht schon Witze, da ich sie immer verbessere, wenn sie etwas falsch sagen, sie fragen mich dann immer wieso ich überhaupt nach Frankreich gekommen, ich spreche ja schon wie ein Franzose, selbst die Lehrer sagen mir, dass ich eigentlich keinen Akzent habe, außer bei paar einzelnen Worten, das macht mich natürlich glücklich und motiviert jedes Mal aufs Neue.

Der beste Freund von Corentin (der spielt auch bei uns in der Mannschaft) wohnt nicht weit von uns weg und jede Woche machen wir etwas zu dritt, meistens am Wochenende. Manchmal essen wir auch mit unseren Familien zusammen und übernachten dann auch zusammen, das ist auch immer witzig.

Ausflüge machen wir auch noch einige, ob`s zur Oma geht, in die Stadt, nach Bordeaux oder sonstiges, es wird immer gelacht und wir amüsieren uns alle zusammen.

Das schöne Wetter ist jetzt in den Ferien wieder richtig schwungvoll aus seinem Versteck gekrochen, dann im März hatte es wieder oft geregnet, momentan sind es jeden Tag so um die 30 Grad, wenn nicht sogar noch mehr.

Mit meinen Freunden merke ich immer mehr, dass sie mir sehr fehlen werden.

Mai / Juni

Ich bin jetzt mittlerweile Zuhause und erzähle nun mal ein bisschen nach: Geburtstag von Corentin und Julianne stand an, ich habe ihnen eine kleine Überraschung gemacht: nachmittags nach Bordeaux zum Laserquest (Wie Paintball nur mit Lasern) und abends dann mit ein paar Freunden ins Kino, war ein super Tag.

Im Mai haben wir dann nochmal viel Unternommen: Schwimmen gegangen, oft nach Bordeaux, viel mit Freunden gemacht und oft auch in unserem eigenen Pool im Garten geschwommen, das war natürlich super :). Eine Woche vor dem offiziellen Programmende war dann meine Abschiedsparty, ich habe ein paar Freunde eingeladen und wir haben in einem gemieteten Saal den Abend verbracht, dort habe ich dann manche Leute das letzte Mal gesehen. Die Leute aus meinem Verein habe ich am Dienstag beim letzten Training verabschiedet, meine Freunde aus der Schule am Donnerstag, dem letzten Schultag, der Abschied viel mir sicherlich nicht leicht, aber was soll man machen…

Am Samstag kam dann meine Familie nach Bordeaux mit dem Auto gefahren und die habe ich dann nach 9,5 Monaten endlich wieder gesehen. Wir waren dann noch 2 Tage in Libourne, habe ihnen alles gezeigt, dann haben wir ein letztes Abschiedsessen mit meiner Gastfamilie gemacht. Das war ganz witzig, da sich meine Familie mit ihrem Schulfranzösisch durchgekämpft hat und ich dann eben in gewissen Situationen dann übersetzten musste, falls mir die deutschen Worte in den Sinn kamen. :)

Wir sind dann noch für 5 Tage an den Strand gegangen und sind dann von dort aus mit Zwischenstopp in Paris nach Hause gefahren, in mein kleines bescheidenes Zuhause in Ludwigsburg, Stuttgart, Deutschland. Schon vorbei war das Abenteuer Frankreich, vor welchem ich so unbeschreibliche Angst vorher hatte…Alles vorbei, keine französisch mehr, plötzlich so eine komische blöde deutsche Kultur, die keiner braucht. :)

Nun bin ich wieder Daheim und alles ist wie davor, dieselbe Freunde, die gleiche Umgebung etc.

Nächstes Schuljahr werde ich nun an einem Gymnasium mit französischem bilingualem Zug meine 10. Klasse wiederholen. In den Herbstferien habe ich vor wieder nach Libourne zu fliegen um dort alle zu besuchen, da mir Frankreich und die Franzosen doch schon sehr fehlen, aber „C’est la vie“.

Also, am Anfang des Abenteuers habe ich die Frage gestellt: Frankreich-Deutschland, Katzensprung oder Weltreise, nun habe ich die Antwort: Weltreise, definitiv Weltreise! Ich hoffe euch haben meine Beiträge geholfen und ihr könnt euch davon überzeugen auch so eine unglaubliche Erfahrung zu machen, es ist es auf jeden Fall wert.

Alexander R., ausgebildeter Franzose

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