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Nele, ein Auslandssemester in Südengland

Mein Austausch im Wohnheim in Chichester

Von Anfang Januar bis Ende Mai habe ich mein Auslandssemester in Chichester, einer kleinen Stadt im Süden von England, verbracht. Das Besondere: ich habe für etwa sechs Monate in einem Wohnheim gelebt. Dies scheint auf den ersten Blick erschreckend, alleine in einem fremden Land zu sein, ohne eine Bezugsperson, wie zum Beispiel eine Gastmutter oder ein Gastbruder. Das Leben in einem Wohnheim ist, in meinen Augen, aber sehr spannend und hilfreich. Ich habe in der Zeit gelernt, selbstständiger zu werden und war fasziniert von den unterschiedlichen Persönlichkeiten, die dort aufeinandertreffen.

Ich hatte mich im Vorfeld dazu entschieden, ein Einzelzimmer zu nehmen, um einen Ort zu haben, an dem ich abschalten kann und auch einmal Zeit für mich allein zu haben. Als ich ankam, musste ich feststellen, dass ich großes Glück hatte und das größte Zimmer mit dem besten Ausblick bekommen habe. In der Schulzeit hatte ich den Vorteil, in wenigen Minuten in meinem Zimmer zu sein, falls ich etwas vergessen hatte. Das Wohnheim befindet sich mit auf dem Campus des Chichester Colleges und ist in wenigen Minuten von überall erreichbar. Unter der Woche gab es dreimal täglich Essen in der Schulkantine, am Wochenende nur zweimal, da das Frühstück etwas später angesetzt war. Wir konnten uns aber auch selbst versorgen und hatten einen eigenen Kühlschrank. Eine Herdplatte hatten wir leider nicht zur Verfügung, was mir persönlich wenig ausgemacht hat, da das Essen in der Mensa gut war. Da ich noch unter achtzehn war, musste ich zu bestimmten Zeiten im Wohnheim sein, das war unter der Woche und sonntags um zehn, freitags und samstags um elf. Sonst hatten wir alle Freiheiten und konnten uns frei bewegen, nur wenn man mehrere Tage wegwollte, musste man sich in eine Liste eintragen und seine Schlüssel abgeben. Besonders gut hat mir gefallen, dass es einmal im Quartal eine Art Check-up gab, in dem eine Aufsichtsperson einem Fragen zur mentalen und physischen Gesundheit gestellt hat. Bei Problemen waren alle betreuenden Personen sowie die Ansprechpartner für die internationalen Schüler gut zu erreichen und haben dafür gesorgt, dass man eine angenehme Zeit im Wohnheim und der Schule hatte. Da ich auf einer Art weiterführenden Schule war, hatte ich das Glück, nur drei Fächer besuchen zu müssen. Alle internationalen Schüler mussten einen Englischkurs besuchen, der an das entsprechende Englischlevel angepasst war (ausgenommen sind Schüler, die ihren Abschluss dort machen) und zwei oder mehr Wahlfächer. Ich habe mich für Politik und Geografie entschieden, später habe ich von Geografie zu Mathe gewechselt. Der Unterricht war anfangs gewöhnungsbedürftig. Es gibt keine mündlichen Noten und alles hängt von vier Klausuren im Jahr ab. Ich habe drei von diesen Klausuren mitgeschrieben (zwei in Politik und eine in Mathe) und war gerade in Politik positiv überrascht, da ich ohne große Probleme den gelernten Stoff übertragen konnte. Ansonsten ist der Unterricht sehr frontal, das heißt, die Lehrkraft erzählt und man sollte mitschreiben. Auch die Größe der Schule hat sich deutlich von meiner Schule in Deutschland unterschieden. Insgesamt gibt es acht Gebäude, die teilweise dreistöckig sind, da einen Raum zu finden ist sehr… interessant. Auch der Stundenplan war für mich gewöhnungsbedürftig, da ich nicht wie zuhause einstündig, sondern 1,5 - 2 Stunden hintereinander Unterricht hatte, dann eine Stunde Mittagspause und dann nochmal Nachmittagsunterricht. In meiner Freizeit habe ich das schuleigene Fitnessstudio besucht, was für Schüler, die auf dem Campus leben, kostenlos ist. Ich bin viel spazieren gegangen, habe viel mit Freunden unternommen oder für die Deutsche als auch die englische Schule gelernt und Hausaufgaben gemacht. Sprachliche Probleme hatte ich keine, obwohl ich anfangs wenig gesprochen habe, da ich die Sorge hatte, für mein Englisch kritisiert zu werden. Diese Sorge war aber unbegründet, denn den Engländern, so erschien es mir zumindest, ist es nicht wichtig, dass man perfektes Englisch spricht, und zur Not geht es eben auch mit Händen und Füßen. Die Verbesserung der Sprache sollte dennoch nicht der Hauptgrund sein, warum man ins Ausland gehen möchte. Während des Auslandsaufenthaltes lernt man auch, Kompromisse einzugehen. In Deutschland reite ich aktiv drei bis viermal die Woche, das musste ich in England komplett aufgeben und habe stattdessen das Fitnessstudio besucht. Anfangs habe ich mich etwas geärgert, im Nachhinein ist es aber spannend zu sehen, wie schnell man sich umgewöhnen kann.

Zusammenfassend war England eine Erfahrung, die ich froh bin, gemacht zu haben. Obwohl ich anfangs mit Heimweh zu kämpfen hatte und es nicht immer so lief wie ich es mir vorgestellt habe, habe ich dadurch auch gelernt, wo meine Grenzen sind. Dass Schule eben nicht alles ist, wie wichtig Freunde sind und dass ich mich durch den Aufenthalt zudem sehr ins Positive verändert habe.

Nele

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