Vor fünf Wochen bin ich also in Irland angekommen – voller Vorfreude, mit leichtem Reisestress und absolut keiner Ahnung, was mich erwarten würde. Das Erste, was mir nach der Landung auffiel: Alle fuhren auf der falschen Straßenseite! Linksverkehr ist ja schön und gut, aber mein Gehirn hat sich strikt geweigert, das als normal zu akzeptieren. Ich dachte mindestens fünfmal, dass ich gleich überfahren werde – sei es beim Überqueren der Straße oder weil ich auf der falschen Seite nach dem Taxi suchte.
Mein erster Arbeitstag war dann eher entspannt, was vielleicht daran lag, dass es kaum etwas zu tun gab. Ich stand also da, lächelte professionell und tat so, als würde ich mich schon bestens auskennen. Die größte Herausforderung war allerdings die Sprache. Mein Englisch ist zwar solide, aber das irische Englisch? Eine ganz eigene Liga! Manche Kollegen konnte ich problemlos verstehen, aber dann kam jemand mit einem dicken Akzent, und ich nickte nur höflich, während mein Gehirn panisch versuchte, das Gesagte zu entschlüsseln. Endgegner: Irische Namen.
Nach der Arbeit erkundete ich Dublin und war sofort verliebt. Diese Stadt hat einfach Charme – die alten Gebäude, die bunten Türen, die verwinkelten Gassen. Ich gönnte mir dann natürlich auch die volle Touri-Dröhnung: Eine Hop-on-Hop-off-Bus-Tour! Perfekt, um sich einen Überblick zu verschaffen. Mein absolutes Highlight war allerdings natürlich die Musik. Da ich quasi schon als neugeborenes mit Irish Folk zugedröhnt wurde, kamen mir die Lieder hier alle sehr bekannt vor. Egal ob auf der Straße, in Pubs oder in Bussen – überall liefen Lieder, die ich mitsingen konnte. In einem Pub bestellte ich mir dann ganz stolz mein erstes Guinness, für ganze 8 €. Geschmack? Gewöhnungsbedürftig, aber nach ein paar Schlucken irgendwie… richtig gut! Während ich dort saß, wurde ich prompt von ein paar Iren angesprochen. Sofort war ich skeptisch – in Deutschland bedeutet das oft nichts Gutes. Aber hier? Die Leute waren unfassbar nett, kein bisschen aufdringlich, einfach nur gesellig. Ich fühlte mich willkommen.
Auf der Arbeit stellte sich dann heraus, dass ich als Deutsche eine besondere Eigenschaft mitgebracht hatte: Pünktlichkeit. Ich erschien selbstverständlich immer fünf Minuten vor Arbeitsbeginn und wurde dafür liebevoll gehänselt. „You’re so German!“ hieß es lachend, während die anderen gemütlich zehn Minuten nach Beginn eintrudelten. Da das jetzt aber natürlich auch schon 5 Wochen her ist und mein Erster Eindruck eventuell schon wegen anderen Einblicken in meinem Gehirn etwas schwammiger geworden ist, habe ich mir Nachrichten durchgelesen und Sprachnachrichten angehört, die ich in den ersten Tagen an meine Freunde zuhause verschickt habe:
- „Grad kam im Radio die Durchsage, dass hier seit 9 Tagen kein einziger Sonnenstrahl zu sehen war. Traumhaft“
- „Hier sieht auch irgendwie alles gleich aus. Hab mich heute auch schon verlaufen, nett oder?
- „Na ja, ob ich gut und wohlbehalten wieder zurückkomme, hängt davon ab, ob ich mich irgendwann daran gewöhnen werde, dass die Autos hier alle falsch fahren. Ich gucke nämlich immer in die falsche Richtung. Ja also so ein bisschen Angst habe ich schon.“
- „Das ist so krass. Hier laufen einfach alle bei roter Ampel über die Straße wie sie wollen, egal ob da ein Auto kommt oder nicht. In Deutschland würdest du dir dafür eine Ladung Hupen und Beschimpfungen anhören.“
ALSO Fazit nach den ersten Tagen: Ich liebe alles an Irland. Die Menschen, die Musik, die Atmosphäre. Nur an den Linksverkehr muss ich mich wohl offensichtlich noch gewöhnen…
Kristin