MENÜ

Ich habe 1000 Dinge gelernt

Nordlichtstipendiatin Eleana, 1 Jahr in Südfrankreich

Mein Schuljahr in Chartres

Hallo ihr Lieben,

jetzt melde ich mich zu ersten Mal aus dem wunderschönen Südfrankreich. Ich bin nun seit genau zwei Wochen hier und muss sagen, dass es mir wirklich sehr gut geht. Nachdem ich die Anreise von Düsseldorf nach Béziers ohne größere Probleme überstanden habe, bin ich sehr herzlich von meiner Gastfamilie aufgenommen worden. Meine Gastschwester ist 20 Jahre alt und das passt somit total gut vom Alter und auch von den Interessen zu mir. Mit meinen Gasteltern verstehe ich mich auch sehr gut. Sie sind immer total lieb und umsorgen mich wie ihr eigenes Kind.

Meine letzten beiden Wochenenden habe ich übrigens am Meer verbracht und ich brauche wahrscheinlich nicht zu erwähnen, dass das super schön war. Das Wetter war mit ca. 27 °C bis jetzt auch immer gut.

Auch in der Schule habe ich schon viele neue Leute kennen gelernt. Alle sind sehr gastfreundlich und geduldig, wenn ich mal gar kein Wort herausbekomme. Mittlerweile klappt es aber schon ganz gut mit meinem Französisch und dem Unterricht kann ich zum größten Teil folgen.

Im Internat fühle ich mich ebenfalls sehr wohl; dort teile ich mir ein Zimmer mit vier anderen Mädchen. Das ist meistens sehr lustig. Die Leiterin des Internats ist zwar streng, aber immer für einen da, wenn man sie braucht. Um 7.35 Uhr geht sie durch alle Zimmer, macht das Licht an und ruft: "C'est l'heure de se lever!" Ja, und dann hat man eine Stunde Zeit, um sich fertig zu machen. Danach gibt es Frühstück in der etwas gewöhnungsbedürftigen Kantine. Mittlerweile habe ich mich an die dortigen Mahlzeiten gewöhnt.

Bald werde ich mit zwei Freunden Tanzen und Singen beginnen. Ich bin schon sehr gespannt , was mich dort wieder erwarten wird. Man kann sagen, dass man jeden Tag ein kleines Abenteuer durchlebt und man sollte dies in vollen Zügen zu genießen...

Insgesamt geht es mir hier wirklich gut. Natürlich gibt es auch Momente, wo man seine Familie und Freunde vermisst, aber diese gehen auch vorüber. Außerdem geben mir meine Familie und meine guten Freunde sehr viel Kraft und Power für meinen Auslandaufenthalt.

Bis zum nächsten Mal,

Liebe Grüße

Eleana

September

Ich bin nun seit 2,5 Monaten hier und ich habe mich schon so sehr an die schöne Umgebung, die Schule, die Sprache und vor allen Dingen an die supernetten Leute gewöhnt, so dass ich mich letztens schon gefragt habe: "wie soll das bloß erst wieder werden, wenn ich Frankreich wieder verlassen muss?". Ich weiß, ich habe noch ganz viel Zeit, aber ich weiß auch, wie schnell diese vergeht.

Am Anfang, ist man ja dauernd am überlegen, wie man jetzt den Kaffee bestellt, oder wie man sich denn am besten ins Gespräch einbringen kann, doch das ist jetzt vorbei. Die Sprache bereitet mir fast gar keine Probleme mehr. Gott sei Dank... Ich erinnere mich noch ganz genau, wie stolz ich war, als ich das erste mal von einer Mitschülerin gefragt wurde, ob wir zusammen in der Kantine essen. Es war nämlich unheimlich anstrengend, sich immer wieder neu zu integrieren. Mittlerweile habe ich gaaanz viele liebe Freunde gefunden, mit denen ich viel Spaß habe und mit denen ich über Gott und die Welt reden kann. Das ist echt super! Worüber ich auch sehr glücklich bin ist, dass ich sogar im Internat eine richtig lustige Truppe gefunden habe, mit der ich die Zeit nach der Schule zusammen verbringe. Wir haben uns überlegt, jeden Abend ein bisschen Sport zu machen und somit liegen wir immer so gegen halb neun auf dem Boden in dem echt kleinem Internatszimmer und machen unser Fitnessprogramm. Danach verquatschen wir uns meistens und müssen dann verdammt schnell duschen und danach geht's ab ins Bett.

Was allerdings nicht so toll lief, war das Leben in der Gastfamilie. Wir sind einfach total unterschiedlich und irgendwie hat die Chemie einfach nicht gestimmt. Naja, nach einigen etwas anstrengenden Gesprächen und doch auch ein paar schlaflosen Nächten, werde ich nun die Familie wechseln. Nach den Weihnachtsferien wohne ich dann bei einer Freundin. Eine echt gute Lösung! Seit Ende Oktober bis zu den Ferien, bin ich in einem sogenannten Rotationsverfahren, d.h. ich bin jedes Wochenende woanders. Auch das gefällt mir ganz gut, denn ich merke immer wieder, wie gastfreundlich die Menschen hier sind. Einige hatten mich zu sich eingeladen und sich als Gastfamilie angeboten. Somit habe ich schon viele schöne Wochenenden bei Freundinnen verbracht. Ich wurde immer nett aufgenommen und jedes Mal bin ich traurig, wenn das Wochenende vorbei ist.

Wie ihr also seht, geht es mir echt gut und ich bin immer noch total glücklich, dass ich hier sein kann. Jeden Tag wartet wieder ein neues Abenteuer auf mich. Echt cool! Natürlich denke ich auch an meine Familie und Freunde, aber irgendwie hat man dazu gar nicht so viel Zeit und deswegen hatte ich bis jetzt noch nie so richtig Heimweh. Ich habe auch nie das Gefühl, die Zeit in Deutschland zu verpassen. Worüber ich mich auch immer richtig freue ist, wenn mir gesagt wird, dass ich schon eine richtige kleine Französin bin. Man fängt einfach an, sich zu Hause zu fühlen. Ein tolles Gefühl!!!

Gaaanz viele Grüße und "Gros Bisous" aus Frankreich,

Eleana

Oktober

Hier nun ein kleiner Bericht über das Essen in Frankreich - da gibt es nämlich richtig große, lustige und interessante Unterschiede zwischen Frankreich und Deutschland. Und auch einige Dinge, die man echt wissen muss: Die Essenszeiten sind völlig unterschiedlich. "Petit Déjeuner", was manchmal nur aus Zwieback und Butter besteht, gibt es nach dem Aufstehen. Egal, zu welcher Uhrzeit. Gegen 17 Uhr gibt es den sogenannten "Goûter". Dieser besteht aus Kuchen oder Plätzchen und Obst. Zu guter letzt folgt das Abendessen, das sehr wichtig für die Franzosen ist. Ich frage mich wirklich jedes Mal wieder von neuem, wie es hier so schlanke Menschen geben kann?! Also es gibt immer "L'entrée", d.h. Baguette mit Salat oder Salami oder Pastete in allen möglichen Sorten; danach kommt die Hauptspeise. Dazu gehört immer Fleisch (auch, wenn es das schon mittags gab), der Wein ist unverzichtbar. Wenn die Hauptspeise beendet ist, gibt es Käse und danach noch das Dessert. Also ich kann das nicht alles essen. Das erste Mal, als ich vor dem ganzen Essen saß, dachte ich, ich falle um. Es ist allerdings für viele Franzosen unheimlich schwer nachzuvollziehen, dass man nicht alle drei Gänge ißt und vor allen Dingen, dass es Menschen gibt, die kein Fleisch essen. Wichtig ist, dass man immer alles probiert, sonst können die auch mal schnell etwas eingeschnappt werden. Das Essen ist einfach heiliges Ritual. Schön daran ist, dass immer die ganze Familie zusammen kommt und man sich ganz viel Zeit nimmt. Ach ja, einige Regeln gibt es auch: Vor dem Anschneiden des Brotes wird ein Kreuz hineingeritzt. Das Salz gibt man nicht von Hand zu Hand, sondern stellt es auf den Tisch und der andere kann es sich dann nehmen. Was mir auch aufgefallen ist, dass es hier selbstverständlich ist, dass die Frau den Tisch deckt und auch wieder abräumt. Wenn etwas fehlt, ist es ganz klar, dass einer der weiblichen Personen aufsteht und es holt. Man hat mir aber erklärt, dass sich mittlerweile schon ändert. Also, wenn ihr mal bei den Franzosen zum Essen eingeladen seid...

Bonne Appetit!

Eleana

November

Bald ist nun Weihnachten und ich bin schon mehr als drei Monate hier. Wenn ich die letzten zwei Wochen mit drei Worten beschreibe, dann so: WUNDERSCHOEN, LUSTIG und SPANNEND...

Das Leben hier gefällt mir immer noch unheimlich gut! Was mich fasziniert: Auch wenn ich nun schon etwas länger hier bin, lerne ich immer noch mit jedem Tag etwas Neues kennen. Entweder ist es einfach nur ein neues Wort , etwas Neues bezüglich der französischen Kultur, neue Leute, oder es sind meine Freunde, über die ich wieder etwas Neues erfahre.

Dieses Wochenende war ich bei meiner neuen Gastfamilie. Das Mädchen ist eine Freundin aus dem Internat. Am Samstag waren wir auf einem Soirée. Fünf Leute haben ihren Geburtstag gefeiert. Am Anfang war ich ein bisschen nervös, da ich wirklich niemanden kannte, aber diese Aufregung war wie jedes Mal umsonst. Ich habe direkt Bekanntschaft mit einer Studentin aus Toulouse gemacht, die auch für eine längere Zeit im Ausland (Irland) war. Sie fand es toll. Natürlich habe ich die Chance genutzt, um etwas über das Studentenleben in Toulouse zu erfahren. Das hörte sich so gut an, dass ich direkt entschieden habe, während meiner späteren Studienzeit für mindestens drei Monate an die Uni in Toulouse zu gehen. Nach unserem Gespräch war ich total stolz, dass ich mich ganz normal unterhalten konnte. Mittlerweile vergesse ich, dass ich eine andere Sprache spreche. Ist echt lustig, dass es so etwas gibt...

Eleana

Dezember

In der Schule ist alles beim Alten. Die Lehrer hatten irgendwie ihren Spaß dabei zu entscheiden, dass sie mich von jetzt an wie jeden Anderen benoten. Ich finde das weniger lustig, aber das ändert leider auch nichts. Naja, am Dienstag fangen meine Ferien an. Ich fahre fahre mit 20 anderen aus meiner Klassenstufe für eine Woche auf Klassenfahrt nach Österreich. Wir zählen schon seit Wochen die Tage, und nun ist es endlich so weit.

Danach mache ich Ferien in meinem Heimatland Deutschland. Ich bin sehr gespannt, wie es wird "nach Hause" zu kommen. Ich freue mich natürlich wahnsinnig auf meine Familie und Freunde und es ist schon schön zu wissen, dass man Weihnachten wie gewohnt mit den Menschen feiern kann, die man am liebsten hat. Ich freue mich allerdings auch jetzt schon auf die Rückkehr nach Frankreich. Es wäre nämlich schrecklich, wenn die Zeit jetzt schon um wäre...

Ich wünsche euch eine wunderschöne Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr!!!!

Alles liebe,

Eleana

Februar

Salut,

es ist schon so lange her, dass ich geschrieben habe. Leider musste ich für vier Wochen das Programm unterbrechen, da ich krank war. Jetzt bin ich seit zwei Wochen wieder in Frankreich und es ist richtig schön.

Am Anfang hatte ich totale Angst wieder zurück zu gehen. Ich dachte, dass es total schwierig sein wird sich wieder einzuleben, aber da hatte ich mich geirrt. Als ich am Bahnhof ankam, wurde ich ganz lieb von meiner Freundin aus dem Internat, die nun zu meiner Gastfamilie geworden ist, aufgenommen. Auch von all meinen anderen Freunden und den Lehrern wurde ich super nett begrüßt. Ich hatte übrigens ganz vergessen, wie schön das Internatsleben ist. Der Klatsch und Tratsch hatte mir richtig gefehlt...

Mittlerweile hat mich der Alltag wieder. Das stört mich allerdings überhaupt nicht, denn dieser ist wirklich schön. Ach so, um ein bisschen Neid hervorzurufen, erzähle ich mal, was mich in den nächsten zwei Wochen erwartet: Heute beginnen die Winterferien. Die erste Woche bin ich bei meiner Gastfamilie auf dem Land - also Entspannung pur. Es ist zwar schön immer unter Leuten zu sein, aber auch total anstrengend. Die zweite Woche verbringe ich bei einer sehr guten Freundin aus meiner Klasse. Ich war bereits an zwei Wochenenden bei ihr und weiß, das dass nur toll werden kann. Wir machen Ausflüge nach Toulouse und in andere Städte, die in unser Umgebung liegen.

Jaja, ich kann mich echt über nichts beschweren - bis auf das Wetter: Es ist kühl und nieselig, viele sind krank.

Ganz viele Grüße an alle!

GROS BISOUS,

Eleana

März

Hier ein kleiner Bericht über das Dorfleben

Wie ihr alle wisst, wohne ich auf einem Bauernhof und mittlerweile habe ich schon so viele Dinge über das Dorfleben gelernt, dass ich meine, es wäre schön, sie euch auch mitzuteilen.

Nun natürlich wieder die große Frage: Womit fange ich nur an???

Vielleicht mit den Dorffesten. Seit Mitte März hat die Zeit der "fêtes des villages" angefangen, d.h., dass jedes kleine Dorf ein Fest für sich und seine Einwohner macht. Meine Gastschwester hatte mir bereits im Winter von diesen "Partys" vorgeschwärmt. Bis vor kurzem Wochen konnte ich mir darunter jedoch noch gar nichts vorstellen. Neulich hatte ich dann endlich die Gelegenheit, ein solches Fest kennen zu lernen. Klein aber fein, wie man so schön sagt - wie eine kleine Privatparty. Das Fest findet über ein Wochenende statt und für jeden Abend ist ein bestimmtes Programm vorgesehen. Meistens wird eine Band engagiert. Ich fand es total gut, dass diese ganz verschiedene Musikrichtungen spielt. Somit fand ich mich dann in einer Masse von Menschen, die alle den "Cha cha cha" oder "Folklore" oder Sonstiges tanzten, alt und jung zusammen. Echt lustig! Ab Mitternacht sind die Jugendlichen aber eher in Überzahl. Am letzten Abend wird dann vor dem Tanzen noch ein großes Essen für alle organisiert.

Ein weiteres Erlebnis, von dem ich unbedingt erzählen muss, ist meine Erfahrung mit dem Melken der Kühe. Unser Bauernhof hatte nämlich "Tag der offenen Tür" und ich habe diesen Tag genutzt, um meiner Gastfamilie bei den Vorbereitungen dafür zu helfen und damit mal einen tieferen Einblick in die Arbeit einer echten "Bauernfamilie" zu bekommen. Ich sollte vielleicht erwähnen, dass wir neben Kühen, Hühnern und Feldern seit neustem auch Puten (die ziehen wir groß bis Weihnachten, dann werden sie verkauft und gegessen) haben. Jean-Marie, mein Gastvater, kümmert sich um die Felder, seine Schwester stellt Käse und Joghurt her und Samuel, mein Gastbruder, kümmert sich um die Kühe und somit auch um die Milch. Als dann die Besucher gekommen sind, habe ich endlich mal beim Kühe Melken mitgeholfen, was irgendwie lustig war. Ich, die aus einer Stadt komme und überhaupt keine Ahnung von der Landwirtschaft hat... War klar, dass das nicht sofort geklappt hat. Zuerst wollte die Milch nicht kommen, aber nach den anfänglichen Schwierigkeiten, "lief dann alles wie am Schnürchen" im wahrsten Sinne des Wortes. Ich habe außerdem gelernt, wie man Käse herstellt und ihn an die Kunden verkauft.

So, ich könnte euch noch einiges mehr über mein geliebtes Bauernhofleben erzählen, aber ich denke, dass reicht für das erste.

Viele Grüße

Eleana

April

Salut à tout le monde,

Es ist immer noch wunderschön hier. Vor kurzem waren Osterferien. Dort hatte ich die Möglichkeit, ein paar andere Ecken von Frankreich kennen zu lernen und ich bin begeistert. Am besten hat mir die Provence gefallen. Ich war mit meinem Besuch aus Deutschland in St. Remy, einem kleinem Dorf am Rande des Mittelgebirges der "Alpilles". Ach, das Wetter war super, die Landschaft total schön und die Leute sind einfach immer freundlich und sehr charmant.... Es ist schon interessant, dass manche Klischees total mit der Wirklichkeit übereinstimmen. So zum Beispiel die Sache mit dem französischem Charme, oder der Baskenmütze und dem Baguette. Aber auch die leichte Sturheit, die den Franzosen des öfteren nachgesagt wird, habe ich schon erlebt. Natürlich gilt das nicht für alle, aber trotzdem kann man sagen, dass diese typischen "Bilder" passen...

Jaja, und was mir schon letzten Sommer und auch jetzt, wo es wieder wärmer wird, sehr auffällt, ist die "südländische" Art des doch sehr offensiven Flirtens. Daran musste ich mich echt gewöhnen. Die Deutschen sind doch eindeutig zurückhaltender und schüchterner in ihrer Art des "auf-sich-aufmerksam-machen". Naja, jetzt habe ich nur über die Männer gesprochen, aber ich sollte auch fairerweise erwähnen, dass die Mädchen ebenfalls viel auffälliger Blickkontakt suchen als in Deutschland. Ja, es gehören doch immer zwei dazu…

Mit dem Ende meiner Ferien fing meine letzte Etappe des Schuljahres an; das finde ich ganz schrecklich. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ich mein Leben hier bald aufgeben muss. Wenn ich mit meinen Freunden zusammen bin, habe ich das Gefühl, ich wäre schon immer dabei gewesen. Es ist für mich völlig normal geworden, französisch zu sprechen und schon allein das wird mir unheimlich fehlen. Mit meiner Gastfamilie verstehe ich mich immer besser und es wird sicherlich sehr komisch werden, ihnen einfach so "au revoir" zu sagen. Am Schlimmsten wird es aber mit meinen beiden besten Freundinnen. Ich hätte nie erwartet, dass man in so kurzer Zeit so feste Freundschaften schließen kann. Heute habe ich schon mit Aurélia, einer der beiden, nach einem Flug nach Deutschland geguckt. Es ist echt gut, dass Frankreich und Deutschland nicht so weit voneinander entfernt sind.

Es gibt jedoch eine Sache, die mir nicht so gut gefällt: das Internat. Aber der Grund dafür ist nicht, dass ich es nicht genieße, mit meinen Freunden zusammen zu sitzen und Spaß zu haben. Ganz im Gegenteil. Mittlerweile habe ich mich auch an die nicht vorhandene Privatsphäre gewöhnt.

Aber was ich unheimlich anstrengend finde, ist, mit drei anderen Mädchen auf einem Zimmer zu schlafen. Das bedeutet für mich nämlich, gar nicht zu schlafen und ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich freue, wenn das endlich vorbei ist und ich sieben Tage die Woche alleine im Zimmer in einem Bett, dass nicht quietscht, liegen kann.

Und worauf ich mich immer mehr freue, sind meine Familie und Freunde in der Heimat, die mich während der ganzen Zeit total lieb unterstützt haben.

Viele Grüße

Eleana

Abschlussbericht

Hallo ihr Lieben,

hier kommt die letzte Nachricht von mir. Diesmal nicht aus Frankreich sondern aus Deutschland. Ich bin nun seit einem Monat wieder hier und werde versuchen eine kurze Zusammenfassung von meinem Auslandjahr zu schreiben. Dazu gehören auch der Abschied von Frankreich und der Neubeginn in Deutschland.

Die Woche vor meiner Abreise war super schön, obwohl ich dauernd ein total komisches Gefühl im Bauch hatte. Immer wieder wurde mir klar, dass ich mich von gewohnten Dingen, wie zum Beispiel der Wocheneinkauf bei Monoprix oder im Café mit meiner besten Freundin sitzen usw., verabschieden musste.

Der Tag meines Abflugs rückte immer näher und irgendwann gelang es meiner Gastfamilie und mir nicht mehr den Zeitpunkt des Abschieds zu verdrängen. Der Abschiedsschmerz war groß. Die Szene am Flughafen ist nicht zu beschreiben und war alles andere als fröhlich. Als ich dann im Flugzeug saß, gingen mir 1000 Fragen durch den Kopf, so zum Beispiel: "Wieso muss ich all dies jetzt verlassen? Ein Leben, das ich mir ganz allein aufgebaut hatte, kann doch nicht einfach so zu Ende gehen. Wie soll ich es ohne meine Freunde aushalten, ohne den französischen Charme, ohne die Sprache?". Dieses Durcheinander wurde dennoch von einem Gefühl der Freude begleitet. Endlich würde ich meine Familie und Freunde wiedersehen und ich hatte es geschafft!!!

Trotz der Tatsache, dass dies ein unglaubliches Jahr mit vielen wunderschönen Momenten gewesen ist, war es sicherlich nicht das leichteste. Leider hatte ich nicht immer eine feste Gastfamilie. Dadurch gab es zeitweise Momente, in denen ich mich trotz all meiner Freunde einsam fühlte. Die Sicherheit und den Rückhalt, die ich normalerweise in Deutschland habe, habe ich dann besonders vermisst. Die Wochen im Internat waren meistens richtig lustig, aber mit der Zeit fehlte mir ein eigenes Zimmer, in dem ich gut und ruhig schlafen konnte. Der ständige Schlafmangel machte mir schon sehr zu schaffen. Auch die Freiheiten, die ich zu Hause habe, weiß ich nun enorm zu schätzen. Die strenge Einhaltung der Zeiten, die ich in Frankreich kennen gelernt habe, waren für mich sehr einschränkend.

Ich denke es ist völlig normal, dass ein Auslandjahr positive und negative Erfahrungen mit sich bringt. Ich weiß nur, dass ich es niemals missen möchte. Es war erlebnisreich und aufregend zugleich. Ich habe 1000 Dinge gelernt. Ich weiß nun, dass ich es schaffen kann, mich in einer anderen Familie zuhause zu fühlen. Ich habe erfahren, dass man egal wo man ist, immer nette Leute kennen lernen kann. Außerdem war es für mich unheimlich schön, auf eine Gastfreundschaft zu stoßen, die ich vorher nur in Brasilien erlebt hatte und von der ich dachte, sie gäbe es in Europa gar nicht.

Gleichzeitig musste ich aber auf eine nicht ganz so schöne Weise lernen, dass auch meine Kraft und Anpassungsfähigkeit Grenzen hat. Ich habe nämlich gemerkt, dass ich völlig erschöpft bin. Da ich aber schon einen Monat Erholung hatte, fange ich ganz langsam an, diese Anstrengung zu vergessen und in meiner Erinnerung bleiben die lustigen, wahnsinnig schönen und spannenden Momente.

Viele liebe Grüße

Eleana