MENÜ

Ann-Christin, zwei Monate im Sozialprojekt für Babys

Es hat mir sehr viel Spaß gemacht

Nun sollte es also losgehen. Zwei Monate Südafrika, 9.000 km weit weg von Zuhause und ganz alleine sollte ich auf die Reise gehen. Ich war sehr aufgeregt und wusste auch nicht so richtig, was mich erwartete, obwohl ich natürlich Bilder gesehen hatte und auf dem Vorbereitungsseminar auf meine Reise gut vorbereitet wurde.

Am Flughafen wurde ich von der Leiterin Tahiyya abgeholt und direkt ins Projekt gebracht. Dort begrüßten mich sofort und sehr stürmisch 25 kleine, süße Kinder im Alter von 0-6 Jahren und vier afrikanische Hausmütter, die sich sofort um mich gekümmert haben und total nett waren. Ich hatte sogar mein eigenes Zimmer und mein eigenes Bad, was ich in der Form gar nicht erwartet hatte.

Die Kinder hatte ich sofort ins Herz geschlossen und ich war schon etwas erleichtert, dass mit meiner Ankunft alles so gut geklappt hat und ich so herzlich aufgenommen wurde.

Nun konnte mein Arbeitsalltag also beginnen. Jeden Morgen stand ich um halb sieben auf, wobei mir das selber überlassen wurde, aber ich wollte gerne „alles“ miterleben, von morgens bis abends.

Der Morgen fing also damit an, die Kinder, die schon aus ihren Betten geklettert waren, einzufangen und die, die noch schliefen zu wecken, um sie dann zu baden und anzuziehen. Dabei erlebte man so gut wie jeden Morgen eine Überraschung, wenn z.B. drei kleine Jungs das Babypuder in die Hände gekriegt hatten und man dann plötzlich weiße Kinder vor sich hatte! ;-)

Dann gab es auch schon Frühstück und die Kleinen wurden gefüttert, die Älteren konnten schon selber am Tisch sitzen und essen. Auch das Frühstück wurde manchmal zu einem kleinen Kampf zwischen Volunteer und Kind, aber letztendlich hat auch das meistens geklappt.

Der Tag wurde dann meistens mit Spielen, Schlafen, Flasche trinken und ab und zu mal Fernsehen verbracht, wobei man hierbei sagen muss, dass die Kinder (ich kann das nicht nachvollziehen!) total auf die Teletubbies stehen, davon aber leider nur eine DVD vorhanden war und ich diese schon nach wenigen Tagen mitsprechen konnte...

Die Flasche gibt es immer zu festen Zeiten und jeder hat seine eigene Flasche mit Namen, zum Glück, denn wer kann sich schon schnell solche Namen wie Kgomotso, Tshwarelo, Tshepiso und Lesedi merken?! Eine feste Mittagsstunde ist auch immer Teil des Tagesablaufes, wobei natürlich nicht alle Kinder dann schlafen sondern sich im Laufe des Nachmittags einfach irgendwo hinlegen und schlafen, auch mal auf dem Trampolin :-)

Nach dem Abendbrot war dann wieder „bath time“ und die Kleinen kamen in ihre Betten. Dazu muss man sagen, dass die größeren Mädchen in ihrem Zimmer gerne noch ein bisschen rumtobten und manchmal nur unter der Androhung, dass es am nächsten Tag keine Süßigkeiten gäbe, in die Betten schlüpften. Eines Abends fanden wir doch tatsächlich auch eine von ihnen im Kleiderschrank schlafend. Solche Momente sind einfach unbezahlbar und führten bei mir und den Hausmüttern oft zu lauten Lachanfällen.

So vergingen die ersten Wochen und ich lebte mich immer besser im Projekt ein, lernte alle Namen und hatte auch schon bald ein Baby gefunden, welches es mir besonders angetan hatte. Memory - damals 6 Monate alt, ziemlich klein für ihr Alter, aber mit riesengroßen braunen Augen und einfach so niedlich, dass ich sie am liebsten in meinen Koffer gepackt und mitgenommen hätte. In Zukunft kümmerte ich mich um sie ganz besonders und sie gewöhnte sich sehr an mich und war bald nur noch auf mich fixiert, dass ihre Hausmutter sich schon fragte, ob Memory sie überhaupt noch angucken würde, wenn ich wieder weg wäre, was natürlich nicht Ernst gemeint war, denn Babies fixieren sich sehr schnell auf jemanden, den sie öfter sehen.

Es hat mir sehr viel Spaß gemacht mit den Kindern zu arbeiten und doch vergisst man bei all der Lebensfreude der Kinder nie, warum die Kinder dort sind, nämlich weil ihre Eltern bzw. Mütter gestorben sind, im Gefängnis sitzen, ihre Kinder abgelehnt oder sogar ausgesetzt haben und das kann einen schon ganz schön traurig machen, denn das ist man in so einem Ausmaß nicht aus Deutschland gewohnt. Außerdem muss ich noch sagen, dass es natürlich auch mal super anstrengend mit so vielen Kinder sein kann, aber ich hatte immer die Möglichkeit mich in mein Zimmer zurückzuziehen, wenn ich das Gefühl hatte, dass mir alles gerade zu viel wurde, dafür hat auch jeder Verständnis.

Es war toll, dieses neue Land mit einer doch ganz anderen Kultur kennen zu lernen, denn ich hatte natürlich auch Freizeit und das Glück, dass ich einige Ausflüge unternehmen konnte und letztendlich fiel es mir total schwer, mich von den Kleinen, insbesondere natürlich Memory und den Hausmüttern, mit denen ich sehr viel Spaß hatte, zu verabschieden und es flossen natürlich einige Tränen. Wenn mich heute jemand fragt, ob ich das nochmal machen würde, dann antworte ich jedes Mal mit "ja", denn es ist eine tolle Erfahrung und man lernt viel über sich und andere und ich bereue es auf keinen Fall diesen Schritt gemacht zu haben!

LG,

Ann-Christin

Zurück